Entwicklung des Schulwesens in der Mark Thalfang
Im „Geschichtlichen Rückblick auf die Entwicklung des Schulwesens in der Mark Thalfang" schreibt Hauptlehrer i. R. Heinrich Klein, von 1945 bis 1949 Lehrer in Thalfang wie folgt:
I. Die Zeit von 1564 bis 1815
„Als die Reformation 1564 im Amte Dhronecken durch den Wild- und Rheingrafen Otto eingeführt wurde, entstand bald darauf eine Pfarrschule in Thalfang für die Dörfer der Mark. Die Leitung und den Dienst an dieser Schule hatten die evangelischen Kapläne neben ihrem Hauptberuf: Gottesdienst in den Kapellen St. Jakobus Immert, in Deuselbach, in Rorodt und in der Schlosskapelle in Dhronecken.
Vor dem dreißigjährigen Kriege (1618 bis 1648) versahen den Schuldienst die Kapläne M. Matthias Netter und Hans Dörstfeld. Während des dreißigjährigen Krieges war kein Unterricht möglich. Nach dem dreißigjährigen Kriege wurde wegen der zusammengeschmolzenen Bevölkerung kein Kaplan, sondern ein Schulmeister - Hans Rolf Schönberger - (etwa 1650 bis 1680) eingestellt.
Sein Jahreseinkommen bestand in Naturalien und Entgelt: von jedem Kind bzw. Haus ein Faß Korn und Hafer, von den Kapellen in Deuselbach und Rorodt 6 bzw. 4 Halfter (Reichstaler), von jedem Schulkind 12 Alb (10 Alb = 81/2 Pfennig) Schulgeld und einen Wagen Holz bzw. 12 Alb das Fuder.
Von 1680 bis 1699 Vakanz. Nach Verhandlungen Wiedereinstellung eines Kaplans, der zugleich den Schuldienst hatte. Johann Heinrich Tonner, Kaplan und Schullehrer, (1699 bis 1701). Von Ihm als Schuldiener eingesetzt wurde: Johann Michael Gerber und Kurz, Schulmeister von 1753 bis 1780. Eine Dienstanweisung für Kapläne und Schulmeister enthält die Verordnung des Wild- und Rheingrafen Wallrad vom 24. September 1743.
Durch die starke Zunahme der Bevölkerung im 18. Jahrhundert und da die Zahl der Schulkinder in der Mark Thalfang bei 40 bis 45 Geburten im Jahr auf über 100 stieg, der Schulweg für die Kleinen aus den Dörfern zur Pfarrschule nach Thalfang zu weit und im Winter zu beschwerlich war, entstanden um das Jahr 1760 die sogenannten Gut-, Heck- oder Winkelschulen in Dhronecken, Hilscheid, Rorodt und Deuselbach, später auch in Lückenburg und Talling, in denen ein Handwerker oder Hirte bei geringem Gehalt die Kinder vor allem in den Wintermonaten (Winterschulen) oder nur bei länger anhaltendem schlechten Wetter im Sommer unterrichtete, dagegen bei gutem Wetter und im Sommer ihren ausgeübten Beruf nachgingen.
Sie unterrichteten, soweit sie in der Lage waren, in Religion, Lesen und Schreiben. Schwierige Wörter wurden beim Lesen zuweilen „überlippt" (übersprungen).
Das Einkommen war gering, dafür hatten sie freien Tisch reihum in den Häusern. Die Gutschulen sollten wöchentlich vom Pfarrer oder Kaplan besucht werden, um auf die „Lehr" zu achten (Anfang der späteren Orts-Local-Schulinspektion der Geistlichen).
Zwei Jahre vor der Konfirmation mussten alle Kinder der Mark nach Thalfang zur Mutterschule (Konfirmanden-Unterricht) und alle 2 - 3 Jahre fand durch den Inspektor (Superintendant) der Kirner Inspektion (Synode), zu der die Pfarrei Thalfang gehörte, eine Kirchen- und Schulinspektion statt. So geschah es auch am 6. Trinitatissonntag 1735 in der evangelischen Kirche zu Thalfang, an der damals Pfarrer Johann Abraham Schneider (1710 bis 1739) amtierte.
II. Die Zeit von 1815-1971
Mit der Auflösung des wild- und rheingräflichen Feudalstaates (1794) und der Besitznahme des Rheinlandes nach dem Wiener Kongress (1815) durch die Preußen änderte sich grundlegend das Schulwesen in der Mark Thalfang. Damals entstanden dort eigene, staatlich fundierte Schulen: Immert 1821, Lückenburg 1822, Hilscheid und Talling 1823, Deuselbach-Rorodt 1824 und Rorodt 1826.
In diesem Jahre wurde auch die Judenschule, die heutige Synagoge in Thalfang gegründet, die am Ende des 1. Weltkrieges einging. Ganz kurzen Bestand hatte eine in den 1850er Jahren eingerichtete katholische Schule, die wegen geringer Schülerzahl bald einging.
Um die Gründung dieser neuen Schule und um die Förderung des Schulwesens überhaupt machte sich Pfarrer Johann Georg Clausen (1819 bis 1837) sehr verdient.
Die theoretische und praktische Ausbildung der damals fachlich und sachlich ausgerüsteten Lehrer förderte er in wöchentlichen Zusammenkünften durch theoretische Unterweisungen und durch Probelektionen.
Nach der verbindlichen Einführung des 9. Schuljahres in Rheinland-Pfalz wurden ab dem 01. 02.1966 alle Schüler und Schülerinnen und des 9. Schuljahres des damaligen Amtes Thalfang in dem ehemaligen Berufsschulgebäude und in der Festhalle in Thalfang zusanunengefasst und in 2 Klassen unterrichtet.
Mit Organisationsverfügung der Bezirksregierung Trier vom 8. Februar 1971 kam im ehemaligen Amt Thalfang das Ende für alle 13 Volksschulen, die in die Unterstufe (1.-4. Schuljahr) und die Oberstufe (5.-8. Schuljahr) untergliedert waren. Volksschulen gab es bis dahin in den Orten: Bäsch (2 Klassen), Berglicht (2), Deuselbach (1), Hilscheid (2), Immert für Immert, Gielert und Etgert (2), Lückenburg für Lückenburg und Burtscheid (1), Malborn (4), Neunkirchen (1), Schönberg (1), Rorodt (1), Talling (1), Thalfang (2 ev. und 2 kath.) und Thiergarten (2).